»Abwarten und Teetrinken« rät Energieexperte von ECN|AG

26.05.2023

Wiesmoor 26.05.2023. Viele Hausbesitzer stehen derzeit vor der Frage, wie sie ihre Heizung modernisieren können. Die Verunsicherung ist derzeit groß, zumal der Bundeswirtschaftsminister dieser Tage vor dem Einbau neuer Gas- und Ölheizungen warnte.

Weil sich etliche Hausbesitzer die vermeintlich teure Wärmepumpe nicht leisten wollen (oder können), stieg die Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen in den vergangenen Wochen deutlich an. Deshalb sah sich der Bundeswirtschaftsminister jetzt sogar zu einem Aufruf genötigt. Niemand solle jetzt noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einbauen. Denn die fossilen Energien seien »eine Sackgasse, keine Spardose«, so Robert Habeck.

Auch würden Wärmepumpen in nächster Zeit deutlich günstiger und sie rechneten sich nach 18 Jahren, verspricht der Wirtschaftsminister. Zudem soll es Ausnahmen geben, etwa für über 80-Jährige oder in Härtefällen.

Keine Austauschpflicht für funktionierende Heizungen

Eine Sorge weniger haben Hausbesitzer jedenfalls seit einigen Tagen: Die ursprünglich von der Politik vorgesehene Austauschpflicht für alle noch funktionierenden Öl- und Gasheizungen ist vom Tisch. Das bedeutet: Wenn die Heizung noch läuft, kann sie auch nach dem 1. Januar 2024 weiterbetrieben werden. Wenn sie ausfällt, dann kann man sie reparieren lassen. Wer allerdings ab dem nächsten Jahr eine neue Heizung einbauen lässt, der muss dafür sorgen, dass sie zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das gilt für Neubauten genauso wie für ältere Häuser. Hausbesitzer könnten sich sogar wieder für einen Öl- oder Gasbrenner entscheiden - die sind in der Regel deutlich schneller lieferbar als eine Wärmepumpe. Aber diese Heizung muss später ökologisch nachgerüstet werden, um die sogenannte 65-Prozent-Vorgabe zu erfüllen. Dafür hat man dann drei Jahre Zeit.

Heizungsbauer bekommen Anfragen zu Öl- oder Gasheizungen

Bei einer Fachmesse berichteten viele Heizungsbauer davon, dass sie sich kaum retten könnten vor Anfragen von Menschen, die sich aktuell noch eine Öl- oder Gasheizung einbauen lassen möchten, weil das momentan noch deutlich günstiger als der Einbau einer Wärmpumpe ist. Vor dem 1. Januar kommenden Jahres ist das laut Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes noch möglich.

Große Verunsicherung auch bei Immobilienbesitzern in Ostfriesland: »Wir betreiben derzeit mehr Seelsorge als Energieberatung«

»Wir betreiben momentan am Telefon und im Außendienst mehr Seelsorge als Beratung«, berichtet Horst Eisenhauer von ECN. Dazu komme noch, dass es für ihn und seine Kollegen aktuell sehr schwer ist, klare Aussagen zu machen. Dazu seien die Signale aus der Politik in den vergangenen Tagen zu schwammig und unkonkret. »Das hängt alles in der Luft. « Es müssten klare Aussagen gemacht werden, das gelte in erster Linie für die Förderung bei der Heizungsumstellung ohne die es in vielen Fällen gerade beim Einbau teurer Wärmepumpen nicht gehen dürfte.

Eisenhauer rät: "Abwarten und Teetrinken"

Jedem, der noch warten kann, rät Eisenhauer deshalb, erst einmal abzuwarten, bis klar ist, wo die Reise überhaupt hingeht - vor allem auch bei der Förderung. »Das ist ja Schlussendlich auch alles eine Frage des Geldbeutels. Kunden zeigen mir viele Angebote für den Einbau von Wärmepumpen. Aber 20.000 bis 50.000 Euro haben viele Immobilienbesiter*innen nicht mal einfach so in der Schublade liegen. Hinzu kommen ja oft auch noch Kosten für eine Energetische Sanierung. Die Preise für Wärmepumpen dürften wohl auch noch kräftig sinken. Die Ampelregierung verspricht zwar, das Umstellen auf klimafreundliches Heizen finanziell zu unterstützen, um niemanden zu überfordern und um Anreize für ein freiwilliges Umrüsten zu setzen. Aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums heißt es, es solle eine Art Abwrackprämie für alte Heizungsanlagen geben, die nach dem Alter der auszutauschenden Anlagen gestaffelt ist. Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits »zahlreiche Ausnahmen, Übergangslösungen und -fristen angekündigt. Aber fest steht eben noch so gut wie nichts. Deswegen rate ich derzeit -wenn möglich- noch zu "abwarten und Teetrinken". «