ECN|AG erklärt: Das bedeuten die Wasserstoff-Farben

04.12.2022

Grün, blau, türkis... Ohne Wasserstoff werden wir das CO₂-Problem nicht lösen.

Das Ziel ist klar: Bis 2050 will die EU klimaneutral sein, die EnBW möchte das schon 15 Jahre früher schaffen. Auf dem Weg in die Energiezukunft kommt dem Energieträger Wasserstoff eine zentrale Rolle zu. Immerhin hat Deutschland im Jahr 2020 mit der Nationalen Wasserstoffstrategie die Parole ausgegeben, weltweit die Nr. 1 beim Thema Wasserstoff sein zu wollen. Seitdem ist nicht nur viel von grünem, sondern auch von türkisem oder blauem, pinkem oder grauem Wasserstoff die Rede. Für uns der Anlass, genau hinzuschauen: Was ist eigentlich so toll an Wasserstoff? Und: Ist er wirklich bunt?

Wasserstoff - ein ganz besonderes Gas

Wasserstoff hat, je nachdem, wie er gewonnen wird, grundsätzlich drei entscheidende Vorteile:

  1. Wasserstoff lässt sich als sogenannter grüner, blauer oder türkiser Wasserstoff klimafreundlich erzeugen.
  2. Bei der Verbrennung von Wasserstoff werden keine umwelt- oder klimaschädlichen Stoffe freigesetzt, also auch kein CO₂.
  3. Wasserstoff lässt sich im vorhandenen Gasnetz speichern und transportieren.

Damit punktet Wasserstoff ganz ordentlich im Vergleich zu anderen Energieträgern. Wie kommt man also ran an diesen Tausendsassa unter den Gasen?

Die Farben des Wasserstoffs

Es gibt verschiedene Herstellungs- oder Gewinnungsmethoden. Als farbloses Gas hat Wasserstoff an sich keine Farbe; die Aufteilung in grünen, blauen, türkisen oder grauen Wasserstoff dient dazu, die Herstellungsarten und letztlich das Maß an Klimaneutralität des so erzeugten Wasserstoffs zu unterscheiden.

Grüner Wasserstoff

Wird durch Elektrolyse (Aufspaltung von Wasser in seine Komponenten Sauerstoff und Wasserstoff) hergestellt. Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft, Wasserkraft oder Sonnenenergie liefern den dafür benötigten Strom (Power-to-Gas-Technologie). Damit ist die Herstellung von grünem Wasserstoff CO₂-neutral, derzeit allerdings noch mit hohem Energieaufwand verbunden. In Deutschland gibt es momentan bereits 40 Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff (sog. Elektrolyseure).

Türkiser Wasserstoff

Ist das Produkt von Methanpyrolyse. Dabei wird das Methan im Erdgas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Fester Kohlenstoff ist ein Granulat, das zum Beispiel in alten Bergwerksstollen sicher gelagert und später wiederverwendet werden kann. Dadurch gelangt kein CO₂ in die Atmosphäre. Wenn die zur Methanpyrolyse benötigte Energie aus erneuerbaren Energien stammt, ist die Erzeugung von türkisem Wasserstoff klimaneutral.

Grauer Wasserstoff

Wird durch die Dampfreformierung fossiler Brennstoffe wie Erdgas, Kohle oder Öl erzeugt. Dabei entsteht als Abfallprodukt CO₂, das in die Atmosphäre abgegeben wird. Grauer Wasserstoff ist daher nicht klimaneutral.

Blauer Wasserstoff

Entsteht wie grauer Wasserstoff ebenfalls durch Dampfreformierung, allerdings wird das entstandene CO₂ danach unterirdisch gelagert (CCS-Technik - Carbon Capture and Storage, dt.: Kohlenstoffabscheidung und -speicherung). Es gelangt somit nicht in die Atmosphäre und ist damit ebenfalls klimaneutral.

Pinker oder gelber Wasserstoff

Dabei wird Wasserstoff ebenfalls durch Elektrolyse gewonnen. Der benötigte Strom stammt aus der Kernenergie. Klimaschädliches CO₂ entsteht dabei nicht, wohl aber radioaktiver Abfall, der sicher und dauerhaft endgelagert werden muss.